Der Bau des sogenannten "Volkshauses" in den späten 1920er Jahren war ein außergewöhnliches Beispiel sozialen Engagements - Initiative und Selbsthilfe eines “Vereins zur Errichtung eines Arbeitervereinshauses”. Der Entwurf eines “anonymen” Architekten im Geist und Stil der konstruktivistischen Moderne war Grundlage für eine architektonische Besonderheit von außerordentlicher Qualität. 2002 beantragte die DKP-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung von Mörfelden-Walldorf, vor dem erneuerten Bürgerhaus ein Denkmal zu errichten, das an die Erbauer des Volkshauses - und an ihr Schicksal - erinnert. Es wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, 33 Vorschläge und Entwürfe gingen ein. Schweizer erhielt 2006 den 1. Preis für seinen Entwurf "Also seid ihr verschwunden, aber nicht vergessen" - ein Zitat aus dem Gedicht “An die Kämpfer in den Konzentrationslagern” von Bertolt Brecht, 1933 entstanden. In der Presse war zu lesen: „Die aufgefalteten Seitenteile wirken aus der Perspektive wie rote Fahnen im Wind. Ein Schrei in Rot!“ Die Schrift / der Zeichensatz geht auf Paul Renner 1928 zurück. Realisierung im Auftrag der Stadt 2007.

Mörfelder Maurer waren es, die in den Jahren 1920 bis 1930 in ihrer Freizeit mit viel Idealismus und finanziellem Eigenengagement ihr "Volkshaus" bauten - einen Treffpunkt und Vereinshaus aller Mörfelder Arbeitervereine. Im April 1930 wurde es eingeweiht. Nach dem Ende des Deutschen Kaiserreichs und den Erfahrungen im Ersten Weltkrieg war in Mörfelden eine außergewöhnlich starke Arbeiterbewegung entstanden. Das Volkshaus verkörpert dies. Es war lange Zeit das weitaus größte Gebäude im Ort. Mit dem Beginn der NS-Zeit wurden viele, die an diesem Haus mitgearbeitet hatten, verhaftet und gedemütigt. Zahlreiche der damaligen Bauarbeiter - unten ihnen viele Kommunisten - wurden in Konzentrationslager verschleppt. Im Mai 1933 schloss ein Wachtmeister Fischer im Naziauftrag das Mörfelder Volkshaus. Der „Pferdestall“, wie die Faschisten das Volkshaus nannten, wurde Kornspeicher und Fesselballonfabrik. 1964 ging das Gebäude in städtischen Besitz über, seither heißt es Mörfelder "Bürgerhaus". In den Jahren 2000 bis 2003 wurde es renoviert und erweitert.

Das Mörfelder Volkshaus - eine Dokumentation mit vielen historischen
Fotos (Deutsche Kommunistische Partei (DKP), Mörfelden-Walldorf)

Verschwunden, aber nicht vergessen, Leporello (Gerhard Schweizer)

Künstler*in: Gerhard Schweizer
Titel: Verschwunden aber nicht vergessen
Entstehung: 2008
Material: Stahlblech 1cm stark, geschweißt
Abmessungen: h = 550 cm

Text und Foto: Andrea Vinson

Standort  Bürgerhaus Mörfelden, Westendstrasse